ODF und proprietäre Formate: ein Vergleich
Wenn wir ein Dokument erstellen oder weitergeben – sei es ein einfacher Text, eine komplexe Tabellenkalkulation oder eine professionelle Präsentation – treffen wir eine Entscheidung, die weit über die Dateierweiterung hinausgeht. Denn das Format gibt uns die Kontrolle über den Inhalt – oder nimmt sie uns.
Dieser Beitrag vergleicht das Open Document Format (ODF) mit proprietären Formaten wie DOCX, XLSX und PPTX. Bei dem Vergleich geht es nicht nur um Kompatibilität, sondern auch um Freiheit, Sicherheit, Kosten, Transparenz und unsere langfristige digitale Zukunft.
Wir haben bereits über ODF diskutiert und werden dies bis zu seinem 10. Jahrestag als ISO/IEC-Norm im Mai 2026 weiter tun, denn es ist der einzige offene Standard, der den Nutzern zur Verfügung steht. Wir hoffen, dass immer mehr Nutzer verstehen werden, wie wichtig es für sie ist, ihn zu verwenden, um die vollständige und dauerhafte Kontrolle über die von ihnen erstellten Inhalte zu haben, d. h. für ihre digitale Freiheit, und nicht für diejenigen von uns, die ihn unterstützen.
ODF ist das native Format von LibreOffice und anderen Programmen, die die LibreOffice-Technologieplattform nutzen. Diese Programme bieten die gleiche Funktionalität, Flexibilität, Sicherheit, Robustheit und Interoperabilität wie Anwendungen, die proprietäre Formate unterstützen, jedoch ohne die Lock-in-Strategie.
Übrigens verarbeiten selbst so genannte Open-Source-Anwendungen (lesen Sie deren AGPL-Lizenz, um zu verstehen, warum wir „so genannt“ nennen) Dokumente im ODF-Format, fördern aber weiterhin ihre eigenen Formate und verhindern, dass die Nutzer die volle Kontrolle über ihre Inhalte haben – weil dies ihre Geschäftsstrategie gefährden würde.
Was sind also proprietäre Formate?
Sie werden von einem einzigen Unternehmen entwickelt und kontrolliert und werden in der Regel nur innerhalb des Ökosystems dieses Unternehmens vollständig unterstützt. Gängige Beispiele sind .docx, .xlsx und .pptx (Microsoft), sowie .pages, .numbers und .key (Apple) und .gdoc, .gsheet und .gslides (Google). Auch wenn die Spezifikationen für diese Formate öffentlich sind, bedeutet dies nicht, dass sie völlig offen sind, da die Unterstützung immer durch das begrenzt wird, was der Anbieter zulässt oder dokumentiert, und durch seine kommerziellen Strategien bestimmt wird.
Vergleich zwischen ODF und proprietären Formaten
1. Kontrolle und Anbieterbindung
ODF
- Völlig offen und standardisiert
- Jeder kann es ohne rechtliche Einschränkungen implementieren oder verwenden
- Der Nutzer, nicht der Softwareanbieter, kontrolliert die Dokumente
Proprietäre Formate
- Entworfen und kontrolliert von einem einzigen Anbieter
- Dateieigenschaften und -verhalten können sich ohne Vorankündigung ändern
- Die Nutzer sind oft gezwungen, ihre Software zu aktualisieren, um auf ihre Dokumente zugreifen zu können.
Beispiel: Wenn Microsoft die Art und Weise ändert, wie DOCX eingebettete Schriftarten oder benutzerdefinierte Stile behandelt, können Benutzer älterer Versionen von Microsoft-Software oder kompatibler Anwendungen Schwierigkeiten beim Anzeigen oder Lesen von Dateien haben.
2. Interoperabilität und Kompatibilität
ODF
- Entwickelt mit Blick auf die Interoperabilität
- Fördert die Konsistenz von Formatierung und Verhalten auf verschiedenen Plattformen und in unterschiedlicher Software
- Erleichtert die Entwicklung eines herstellerübergreifenden Ökosystems
Proprietäre Formate
- Optimiert für die Leistung innerhalb der Software des Anbieters
- Bei Implementierungen von Drittanbietern treten häufig Kompatibilitätsprobleme auf
- Die Darstellung der Dateien kann je nach Plattform variieren, insbesondere bei der erweiterten Formatierung
Beispiel: Eine Tabellenkalkulation mit komplexen Makros im .xlsx-Format, die mit Excel korrekt funktioniert, funktioniert möglicherweise nicht oder verliert an Funktionalität, wenn sie mit LibreOffice Calc oder Google Sheets verwendet wird.
3. Transparenz und Vertrauen
ODF
- Das Format ist dokumentiert und entspricht der Dokumentation
- Die Datenspeicherung ist ebenfalls dokumentiert, und die Benutzer haben die Kontrolle über den Speicherort ihrer Dateien
- Es gibt keine geheimen oder versteckten Metadaten, und die XML-Datei ist für den Benutzer lesbar
Proprietäre Formate
- Sie können undokumentierte Metadaten oder Verhaltensweisen enthalten, und die XML-Datei ist für den Benutzer nicht lesbar.
- Die komplexe und undurchsichtige Struktur der Dateien kann zu Sicherheitsproblemen führen, und der Speicherort der Dateien wird nicht vom Benutzer kontrolliert.
- Es ist nicht immer klar, welche Informationen eingebettet sind (z. B. Bearbeitungsverlauf und Kommentare).
Beispiel: Eine DOCX-Datei kann noch Metadaten enthalten, beispielsweise die Namen der Autoren, das Datum und die Uhrzeit von Änderungen und Kommentare, auch nachdem sie entfernt wurden.
4. Digitale Aufbewahrung und langfristiger Zugang
ODF
- Entwickelt für Kompatibilität, Interoperabilität und Langzeitarchivierung
- Empfohlen von Regierungen (Großbritannien, Taiwan, den Niederlanden und Frankreich) und supranationalen Organisationen (EU, NATO)
- Offen und zukunftssicher, mit regelmäßigen Aktualisierungen durch einen bekannten technischen Ausschuss, der von OASIS überwacht wird
Proprietäre Formate
- Risiko der Formatveralterung (erinnern Sie sich an .doc, .wps und .wpd?)
- Für den Zugriff auf ältere Dateien sind bestimmte Softwareversionen erforderlich
Beispiel: Ein staatliches Archiv, das ODF verwendet, kann sich darauf verlassen, dass es auch in 20 Jahren noch auf die Dokumente zugreifen kann, während dies bei proprietären Formaten, die eng mit dem Lebenszyklus von Unternehmensprodukten verbunden sind, nicht gewährleistet ist.
5. Öffentlicher Sektor und rechtliche Verpflichtungen
Regierungen und Institutionen auf der ganzen Welt sollten zu offenen Standards wechseln, um die Datenhoheit zu gewährleisten und die Abhängigkeit von bestimmten Anbietern zu verringern.
- Das Vereinigte Königreich, Deutschland, die Niederlande und Taiwan haben alle Initiativen zur Förderung von ODF gestartet
- Die Open-Source-Strategie der Europäischen Union empfiehlt die Verwendung von ODF in allen öffentlichen Verwaltungen
- Italiens Digitales Verwaltungsgesetzbuch unterstützt offene Formate für öffentliche Dokumente, um eine langfristige Zugänglichkeit zu gewährleisten
Und warum? Weil öffentliche Daten offen und zugänglich sein sollten und nicht hinter Bezahlschranken oder Lizenzbedingungen von Unternehmen verschlossen sein sollten.
6. Kosten und Lizenzen
ODF
- Kostenlose Nutzung und Implementierung
- Keine Lizenzgebühren, Abonnementkosten oder Bindung an einen bestimmten Anbieter
Proprietäre Formate
- Fast immer an kostenpflichtige Software gebunden (z. B. Microsoft 365)
- In einigen Fällen erfordert der Zugang ein Cloud-Konto und/oder ein aktives Abonnement
- Häufig gibt es Beschränkungen für die Weiterverbreitung und Formatkonvertierung.
Beispiel: Wenn eine Schule von Microsoft Office auf LibreOffice umsteigt und das OpenDocument Format (ODF) einführt, kann sie Tausende von Euro an Lizenzkosten einsparen, ohne die Funktionalität für die Schüler zu beeinträchtigen.
7. Innovation und Unterstützung durch die Gemeinschaft
ODF
- Transparente Entwicklung durch eine globale Gemeinschaft
- Unterstützt durch verschiedene Anwendungen, sowohl Open Source als auch proprietär
- Offen für Verbesserungen durch jedermann, unter dem Überblick des Technischen Ausschusses
Proprietäre Formate
- Die Innovation ist zentralisiert und wird durch die Strategie des Unternehmens eingeschränkt, und die Entwicklung ist geschlossen und nicht transparent.
- Die Funktionsprioritäten werden von den Einnahmen und nicht von den Bedürfnissen der Nutzer bestimmt.
Beispiel: Die Benutzer können neue Funktionen für ODF vorschlagen, Code beisteuern und die Entwicklung finanzieren, ohne darauf warten zu müssen, dass die Prioritäten des Unternehmens mit ihren eigenen übereinstimmen.
Schlussfolgerung: Warum ODF wichtig ist
Die Entscheidung für ODF hat nichts mit Ideologie oder Politik zu tun. Es ist eine Entscheidung, die den Nutzern erhebliche praktische Vorteile bietet: vollständige Kontrolle über ihre Daten; Unabhängigkeit von den Werkzeugen, Strategien und dem Geschäftsmodell eines einzelnen Unternehmens; die Möglichkeit, auf jeder Hardwareplattform oder jedem Betriebssystem zuverlässiger auf Dokumente zuzugreifen und sie gemeinsam zu nutzen; und Unterstützung eines Ökosystems, in dem offene Standards den Fortschritt und nicht die Gewinnmargen vorantreiben. ODF steht für Transparenz, Freiheit und Offenheit für die Zukunft. Probieren Sie es aus, es ist einfach und kostet nichts. Laden Sie LibreOffice herunter und installieren es, damit Sie sofort loslegen können..